Die Diskussion um US-Kreditkarten und die Frage, ob sich der Aufwand lohnt, ist fast so alt wie das Thema selbst. US-Kreditkarten genießen einen geradezu legendären Ruf: Gigantische Willkommensboni, attraktive jährliche Vorteile und ein unschlagbares Punktesammelsystem machen sie zum Goldstandard. Doch ist das wirklich so einfach? Oder lohnt sich der Aufwand nicht?
Kritiker werfen immer wieder zwei Argumente in den Raum:
- Laufende Kosten – etwa $250 im Jahr für Adresse, Geldtransfer in die USA u.ä. – lohnen sich nicht.
- Hohe Gebühren der Kreditkarten schmälern den Mehrwert.
Doch ich kann klar sagen: Das sind Mythen. Mit den richtigen Strategien, einer Portion Organisation und den massiven Willkommensboni der US-Kreditkarten lassen sich unglaubliche Werte generieren. Wie unglaublich? In meinem Fall sprechen wir von über $19.000 in 30 Monaten – und dabei sind nicht mal alle Vorteile berücksichtigt.
1. Die Macht der Willkommensboni
Die Willkommensboni in den USA sind gigantisch. Während in Deutschland 20.000 bis 40.000 Punkte oft das Maximum darstellen, bekommt man in den USA auch mal schnell 175.000 bis 250.000 Punkte pro Karte – und das bei ähnlichen oder sogar niedrigeren Anforderungen.
Beispiel 1: Amex Platinum USA vs. Amex Platinum Deutschland
Die Mindestausgabe bei der Amex Platinum in den USA liegt mittlerweile bei nur $8.000, während in Deutschland €13.000 gefordert werden. Es braucht kein Genie, um zu verstehen, dass es sinnvoller ist 175.000 Punkte für $8.000 an Ausgaben statt 40.000 Punkte für 13.000 € zu bekommen. Rechnet man konservativ mit 1 Cent pro Punkt, ist allein der Bonus in den USA damit das 2,5fache der Jahresgebühr wert.
Beispiel 2: Amex Hilton Surpass
Die Amex Hilton Surpass bietet für eine Jahresgebühr von $150 nicht nur 130.000 Hilton-Punkte als Willkommensbonus (Wert ca. $780), sondern auch ein jährliches $200 Hilton-Guthaben. Wer $15.000 Umsatz im Jahr macht, erhält zudem eine Freinacht in einem beliebigen Hilton-Hotel, die allein oft einen Wert von $500 und mehr haben kann. Diese Karte ist ein klarer Gewinn, selbst wenn man sie dauerhaft behält.
Das Beste: Nach einem Jahr können die Karten gekündigt werden, ohne dass Vorteile verloren gehen. Dadurch lässt sich die Anzahl der genutzten Karten flexibel anpassen.
2. Alltagsausgaben geschickt nutzen
Das Sammeln der Boni erfolgt ganz nebenbei über die Alltagsausgaben. Mit der großen Auswahl an Kreditkarten in den USA ist es möglich, regelmäßig 2-3 Karten pro Jahr zu beantragen und immer wieder neue Boni mitzunehmen. Dabei zählen Ausgaben wie Lebensmittel, Reisen oder Online-Käufe – nichts Außergewöhnliches.
Beispiel: Business-Class-Flug durch eine einzige Karte
Während man in Deutschland oft mehrere Jahre für einen Business-Class-Flug sparen muss, reicht in den USA der Bonus einer einzigen Karte aus. So genügen etwa 70.000 bis 100.000 Punkte, um bei Fluggesellschaften wie Lufthansa oder United einen Business-Class-Flug zu buchen. Ein Flug von Europa in die USA, der normalerweise $3.000 oder mehr kostet, wird so mit Punkten abgedeckt.
3. Die Kartenkosten sind relativ
Ein häufiger Einwand: „Aber die Karten kosten doch so viel!“ Dabei wird oft übersehen, dass deutsche Kreditkarten ebenfalls Gebühren haben – allerdings mit einem Bruchteil der Gegenleistungen.
Beispiel 1: Amex Hilton Aspire
Die Amex Hilton Aspire hat eine Jahresgebühr von $550. Dafür bietet sie jedoch $200 Airline-Guthaben, $400 Resort-Guthaben und eine Freinacht in einem Hilton-Hotel, die oft allein $500 und mehr wert ist. Unterm Strich macht man bei dieser Karte ohne großen Aufwand jährlich (!) einen Gewinn – natürlich nur, solange Reisen eines Deiner Hobbys ist. Wer sich verbiegen muss, um die Guthaben aufzubrauchen, sollte sich nach anderen Karten umsehen – aber auch die gibt es in großen Mengen.
Beispiel 2: Amex Platinum Business
Die Amex Platinum Business kostet $695 pro Jahr, bietet aber einen Priority Pass für sich und 2 Gäste sowie Credits für Flüge, Hotels, Business-Dienste und mehr, die den Kartenwert übersteigen können. Wer diese Vorteile strategisch nutzt, hat die Jahresgebühr schnell wieder drin – und das, ohne den Willkommensbonus von bis zu 250.000 Punkten einzurechnen.
Mit den richtigen Karten und einem strategischen Ansatz zahlt man letztlich oft gar nichts oder macht sogar Gewinn.
4. Mein konkretes Beispiel: $19.000+ in 30 Monaten
Hier ein Einblick in meinen persönlichen Ablauf. Ich habe innerhalb von 30 Monaten insgesamt 9 Kreditkarten mit Willkommensbonus beantragt und dabei über $19.000 an Benefits erzielt.
Ablauf und Nutzen
| Karte | Zeitpunkt | Punkte | Gegenwert |
|---|---|---|---|
| Amex Hilton Aspire | Start | 150.000 HH | $900 |
| Amex Hilton Surpass | Monat 8 | 130.000 HH | $780 |
| Amex Hilton Honors | Monat 9 | 100.000 HH | $600 |
| Chase British Airways | Monat 16 | 125.000 Avios | $1250 |
| Amex Hilton Business | Monat 18 | 175.000 HH | $1050 |
| Amex Platinum Business | Monat 22 | 250.000 MR | $2500 |
| Amex Hilton Surpass | Monat 27 | 130.000 HH + 1 FNC | $1300 |
| Capital One Venture | Monat 28 | 75.000 P + $250 Travel | $1000 |
| Citi American Airlines | Monat 28 | 60.000 AAdvantage | $600 |
Als Vielschläfer bei Hilton habe ich in der Zeit 700.000 Punkte durch Ausgaben gesammelt, die ich ohnehin gehabt hätte und damit weitere $4200 an Gegenwert erhalten. Durch geschickt verteilte Ausgaben auf den Karten habe ich in dieser Zeit weitere 8 Freinachtszertifikate eingesammelt, die weitere $4000 an Wert für mich darstellen. Zudem konnte ich durch Übertragen meiner deutschen Membership Rewards Punkte in die USA weitere $600 Gewinn machen durch bessere Umtauschverhältnisse beim Übertragen zu Airlines.
Was die Karten kosten – und wie viel sie einbringen
| Karte | Jahresgebühr | Guthaben | Gewinn |
|---|---|---|---|
| Amex Hilton Aspire | $550 | $600 + 1 Free Night (~$500) | $550 |
| Amex Hilton Surpass | $150 | $200 | $50 |
| Amex Hilton Honors | $0 | $0 | $0 |
| Chase British Airways | $95 | $600 (nicht vollst. genutzt) | $105 |
| Amex Hilton Business | $195 | $240 | $55 |
| Amex Platinum Business | $695 | $720 (nicht vollst. genutzt) | -$175 |
| Amex Hilton Surpass | $150 | $200 | $50 |
| Capital One Venture | $95 | $0 | -$95 |
| Citi American Airlines | $0 (im 1. Jahr) | $0 | -$95 |
Unterm Strich bleibt ein Gewinn von rund $450 nach Ausnutzen der ganzen Credits, die diese Karten bieten.
Fazit: Ein No-Brainer für jeden, der luxuriöses Reisen genießt
Wer die Möglichkeit hat, US-Kreditkarten zu beantragen, sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Die Kombination aus gigantischen Boni, attraktiven jährlichen Vorteilen und einem überschaubaren Aufwand macht dieses System zu einem klaren Gewinn – finanziell und in Sachen Lebensqualität.
In meinem Fall waren es über $19.000, die ich in 30 Monaten an Benefits erzielt habe – und das ohne jegliches Werben von Dritten oder künstliche Ausgaben.
Und das ist noch konservativ gerechnet, denn auch meine Freundin hat parallel vier Karten beantragt und selbst Meilen gesammelt.
Am Ende sind es nicht nur die höheren Werte – es ist auch die höhere Flexibilität. Wie kann man in Deutschland Meilen bei American Airlines generieren? Genau! Gar nicht. Doch viele der Programme, die aus USA zugänglich sind, bieten spannende Vorteile – wie beispielsweise niedrigere Zuzahlungen oder geringerer Punkteeinsatz für denselben Flug.